Archiv für Juni 2011

Transportschaden

Ich schaue zum Fenster hinaus, auf den Leipziger Platz. Dort parkt der Transporter eines bekannten Paketauslieferers. Der Fahrer steigt aus, öffnet die Ladebordwand und will ein paar Pakete abladen. Hoppla, ein nicht ganz kleines und offenbar nicht ganz leichtes Paket rutscht ihm aus den Händen und fällt mindestens einen Meter tief auf den Asphalt. Ich wage zu bezweifeln, dass der Inhalt noch heil ist. Der Fahrer betrachtet das Paket von allen Seiten, die Verpackung erscheint unbeschädigt, er wischt etwas Staub mit der Hand ab und legt es ungerührt zu den anderen Lieferungen auf die Sackkarre. Ob er dem Empfänger sagen wird, dass es ihm eben auf den Boden geknallt ist? Ich wage es zu bezweifeln. Und dem Empfänger wird es wahrscheinlich genauso gehen wie meiner Mandantin, die vor zwei Jahren beim Auspacken merkte, dass der an sie geschickte Computer nur noch verbogener Schrott war.  Der Paketdienst behauptete allerdings, erstens hätte er die Ware heil abgeliefert, zweitens wäre die Verpackung nicht in Ordnung gewesen und drittens sei die Ware schon bei Einlieferung kaputt gewesen. Da helfe auch die abgeschlossene Transportversicherung nichts. Es hat zwei Jahre und zwei Instanzen gebraucht, den Transporteur eines anderen zu belehren. Keine schlechte Geschäftsidee eigentlich:  die Leute zum Abschluss einer Transportversicherung bequatschen und ihnen im Schadensfall sagen, die Ware wäre schlecht verpackt gewesen, sonst hätte sie ja nicht kaputt gehen können. Und wenn sie trotzdem kaputt angekommen ist, muss sie es schon vorher gewesen sein.

Die Stiftung Warentest hat übrigens kürzlich etliche Pakete mit verpacktem Porzellan abgeschickt, die sie vorher – ohne dass etwas zerbrochen wäre – jeweils aus 60 cm Höhe testweise  hat auf einen Steinfußboden fallen lassen. Unserem Paketdienst ist es trotzdem gelungen, 40 % des Porzellans zerschlagen bei den Empfängern abzuliefern.