Reichstag

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55. Wo finden die Parlamentssitzungen des Deutschen Bundestages statt?
In Berlin, im „Reichstag“.

 

Am 25. Februar 1994 findet im Bundestag in Bonn eine hitzige Debatte statt: die Abgeordneten haben über den Antrag der Aktionskünstler Christo und Jeanne-Claude zu entscheiden, das Berliner Reichstagsgebäude für zwei Wochen in eine schimmernde Folie zu verpacken. Gegen die Stimme von Bundeskanzler Kohl stimmen schließlich 292 Abgeordnete dafür und 223 dagegen.

Die Reichstagsverhüllung wird zu einem Volksfest, einer weltweiten Attraktion und zu einem Höhepunkt in der wechselhaften Geschichte dieses Gebäudes.

Der Reichstag, für den das Gebäude in den Jahren 1884 bis 1894 gebaut wird, ist das Parlament des 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreiches. Später wird es für den Reichstag der Weimarer Republik genutzt.

Am 27. Februar 1933 brennt das Gebäude durch Brandstiftung völlig aus. Als Täter wird der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe (1909 – 1934) angeklagt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Bis heute ist nicht geklärt, ob van der Lubbe wirklich der Täter war. Geholfen hat die Tat ausschließlich den Nazis. Sie „bewiesen“ damit einen angeblich bevorstehenden kommunistischen Umsturz und brachten so den Reichspräsidenten Hindenburg dazu, mit einer Notverordnung die Grundrechte außer Kraft zu setzen. Hitler konnte seine Schlägertruppen (SA und SS) als Hilfspolizisten einsetzen, die nun seine politischen Gegner ermordeten, einsperrten oder vertrieben.

Nachdem die Verhüllung des Reichstagsgebäudes 1995 wieder entfernt war, wurde das Gebäude unter dem britischen Architekten Norman Foster vollständig erneuert und bekam auch wieder eine Kuppel. Die alte war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Nach dem Umbau wurde das Reichstagsgebäude mit der Wahl des Bundespräsidenten 1999 eingeweiht.

Fraktion Schulze

Das Restaurant im Reichstagsgebäude wurde in der Kaiserzeit wegen seines Pächters auch „Fraktion Schulze“ genannt. Es hatte wegen seiner Größe und Ungemütlichkeit einen schlechten Ruf. Ein Zeitzeuge: „Auf dem Weg vom Herd zum Tisch, im Laufschritt zurückgelegt, wurden die Kellner warm und die Speisen kalt.“