Ein Brief an den Piper Verlag

(07.04.2013) Sehr geehrte Damen und Herren,

vor einigen Tagen war Ihr Brief vom 20.03.2013 in meinem Kasten. Darin durfte ich lesen, dass Sie für das Manuskriptangebot, das ich Ihnen vor zehn Monaten gemacht habe, keinen geeigneten Platz in Ihrem Programm sehen. Und Sie wünschen mir bei der Suche nach einem geeigneten Verlag Glück und viel Erfolg.

Für diese Wünsche darf ich mich bedanken. Auch wenn sie zu dem Glück und Erfolg nichts mehr beitragen werden. Der Roman ist jetzt im Februar bei Klöpfer und Meyer erschienen. Einem Verlag, der keine zehn Monate gebraucht hat, um einen freundlichen, höflichen und mit Sorgfalt formulierten Brief zu beantworten. Das – nicht Ihre Ablehnung meines Manuskriptangebotes – ist es, was mich an Ihrem Schreiben geärgert hat und was ich hier einmal loswerden möchte.

Sie bekommen sicherlich viele Manuskripte angeboten und es dürfte eine anspruchsvolle Aufgabe sein, diese Flut zu bewältigen. Aber auch eine Aufgabe, vor der alle Verlage stehen und die nicht neu sein kann. Und nicht nur für Verlage. Auch andere Firmen bekommen geschäftliche Anfragen, aus denen sie die geeigneten aussieben müssen, Bitten, Angebote abzugeben, Initiativbewerbungen, vieles mehr. Uns als Anwaltskanzlei werden täglich Mandate angetragen, die wir aus verschiedensten Gründen nicht übernehmen können oder wollen. Das heißt aber nicht, dass wir die Rechtssuchenden zehn Monate warten und dann mit ein paar zusammengeschusterten Textbausteinen wissen lassen, sie interessierten uns nicht als Mandanten und wir wünschten ihnen auf der Suche nach einem geeigneten Anwalt viel Erfolg. Sondern sie werden am gleichen, spätestens am nächsten Tag zurückgerufen oder per E-Mail kontaktiert.

Etwas in der Art, zuallermindest eine Eingangsbestätigung per Mail mit einer Nachricht, wie Sie mit meinem Angebot weiter zu verfahren gedenken, hätte ich erwartet. Das ist nicht nur Usus im Geschäftsleben, sondern entspricht den Mindestgeboten der Höflichkeit. Sie mögen nun retourkutschieren, dass die Höflichkeit auch mir geboten hätte, Ihnen wenigstens mitzuteilen, dass mein Buch anderweitig verlegt wird. Das habe ich in der Tat bei den Verlagen gemacht, die sich bei mir gemeldet haben und bei denen ich deshalb nicht davon ausgehen musste, dass mein Schreiben bereits im Papierkorb gelandet ist.

Eine weitere Quelle meiner Verärgerung sind Worthülsen wie „keinen geeigneten Platz in unserem Programm“. Damit verkaufen Sie den Manuskripteinsender doch geradezu für dumm. Wenn tatsächlich kein Platz wäre, brauchte es für diese Aussage keine 10 Monate. Sie erinnert mich vielmehr an die eines Diskotheken-Türstehers, der die Einlassbegehrenden ruppig bescheidet, der Club sei voll, während direkt daneben die Promis reingelassen werden. Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass ein Autor den Anblick des Satzes „wir wollen Sie nicht“ ebensowenig ertragen könne wie der Mann vom Lande den Anblick des dritten Türhüters? Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Lektorat einem Autor derart verschwurbelte Sätze in einem Romanmanuskript unangestrichen lassen würde, wie Sie sie in Ihrem Brief verwenden.

Freilich stehen Sie mit Ihrer von mir bedauerten Geschäftspraxis nicht allein im Literaturbetrieb. Andere Verlage haben sich ähnlich benommen und von zehn Literaturagenturen, die ich angeschrieben habe, hat gar nur eine einzige es für nötig gehalten, sich überhaupt zurückzumelden. Das macht allerdings die Sache nicht besser.

Auf Ihre abschließende Frage, ob Sie mir meine Leseprobe zurückschicken sollen, antworte ich schlicht: nein danke, können Sie wegschmeißen.

Mit freundlichen Grüßen

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